Galeriebrief 2/2008

8. März bis 19. April 2008

SOL LEWITT (1928 – 2007), Prints.
Als wichtiges, beinahe autonomes Arbeitsfeld hat Sol LeWitt die Druckgrafik gesehen und die besonderen Möglichkeiten voll und souverän in Anspruch genommen. An Zugänglichkeit und Verbreitung war ihm ja durchaus gelegen. In solchem Sinne hat er auch das 'artist's book' konzipiert und diesen Aspekt in radikaler Weise realisiert.

Im Falle der Grafik spielt die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Drucker und seinem Workshop eine zentrale, eine inspirierende Rolle. Ueber einen grossen Zeitraum ist dies fast ausschliesslich Joe Watanabe. Dass Assistenten im Schaffen von Sol LeWitt einen besonderen Stellenwert haben, dass das mit einem neu bestimmten Künstlerbild, mit einer präzise definierten künstlerischen Strategie zu tun hat ist uns von anderen Werkgruppen her geläufig. Die Wall Drawings, Sol LeWitt's grosser Beitrag zur Gegenwartskunst, wären ohne den Einsatz eingespielter Mitarbeiter kaum anschaulicher Bestand zeitgenössischen Kunstschaffens geworden.

Das reiche grafische Oeuvre, das anfangs der siebziger Jahre einsetzt und sich in Form von Einzelblättern und Portfolios über Dezennien glanzvoll entfaltet nutzt die vielen verschiedenen grafischen Techniken. Dabei setzt der Künstler aber nicht einfach seine Entwürfe mittels eines druckgrafischen Verfahrens um, sodass Vervielfältigung gewährleistet ist. Auch ist ihm wenig daran gelegen, direkt auf einer Druckplatte zu arbeiten. Vielmehr führt die Nähe zum Drucker und der Dialog mit diesem dazu, dass die diversen Drucktechniken sich selbst und damit ihre ureigenen Qualitäten zur Schau stellen. Die tiefe, samtene Oberfläche der Aquatinta zum Beispiel, oder die brillante, signalartige Farbigkeit des Linocuts, die natürliche, holzfasrige, fast taktile Präsenz des Woodcuts und die satte Transparenz der Farbe, erzeugt durch ein besonderes Verfahren, das auf der Basis der Serigrafie entwickelt wurde verleihen diesem grafischen Werkbestand einen exemplarischen Status. Formal sind die Arbeiten oftmals in der werktypischen, schon fast emblematischen Weise organisiert – z.B. 'Lines in Four Directions'- oder der Künstler entwickelt bei den Portfolios über mehrere Blätter permutative Reihen, die an eine musikalische Vorgehensweise erinnern.

Bezeichnend für die Kunstauffassung von Sol LeWitt ist der Umstand, dass nicht etwa ein Konzept derart demonstriert wird, dass es sich in Selbstgenügsamkeit erschöpft. Vielmehr offeriert dieses künstlerische Tun eine generöse Vielfalt geordneter visueller Ereignisse. Immer mehr wird dabei die Ordnung durch die Vielfalt überlagert und ausser Kraft gesetzt. Die stringente künstlerische Vorgehensweise determiniert das Resultat in keiner Weise. Vielmehr tritt sie immer mehr in den Hintergrund, bestimmend, aber diskret und beinahe instinktiv.

Im Verlag unserer Galerie sind im Laufe der Jahre einige der signifikanten Exponate unserer Ausstellung erschienen. Dies vermag unsere besondere Verbundenheit mit Sol LeWitt nur anzudeuten. Der Weg der Galerie wäre ein anderer gewesen, wenn die Begegnung mit dem Künstler in den frühen siebziger Jahren nicht stattgefunden hätte. Seine Freundschaft und unverbrüchliche Loyalität hat uns während mehr als dreissig Jahren begleitet und unterstützt. Diese Ausstellung ist eine erste schöne Erinnerung, eine Hommage an Sol LeWitt.

Hinweise:

James Bishop, Paintings on Paper 1959 - 2007,
The Art Institute of Chicago, 13. März 2008 – 4. Mai 2008,
Katalog CHF 45.00 (exkl. Versand)