Galeriebrief 5/2008

28. November 2008 bis 7. Februar 2009

Robert Mangold (1937* USA) Works 1965-1992  
«One point I should make is that throughout the work, I’ve been very much an intuitive artist, I have followed intuitive feelings or hunches. And, in some cases, I do not have a clearly rational justification for the decisions I’ve made.» (Robert Mangold, Interview mit Rosalind Krauss, Artforum 1974) Entscheidungen dank und mit Intuition zu treffen bedeutet, bewusst nicht sämtliche Folgen im voraus absehen zu wollen, einen längeren oder kürzeren Weg in Kauf zu nehmen. Die Konsequenzen erster Setzungen sind Auslöser und Anstoss zur Entfaltung von Bildformulierungen, die einem Werkzyklus Kohärenz und Charakter verleihen. «Das Kunstwerk hat keine Idee, sondern es ist selbst eine Idee.» Konrad Fiedler hat schon um 1880 den Umstand schlüssig dargestellt, ohne den die Moderne nicht denkbar, oder besser sichtbar wäre. Die ‚Sichtbarkeit‘ war ihm primäres Ziel und Inhalt visueller Kunst, was durch das Oeuvre von Robert Mangold einleuchtend und überzeugend belegt wird. Mit «Ausdrucksbewegung» meint Fiedler, dass das künstlerische Schaffen Sehen und Handeln in einer besonderen Weise zusammenführt. Das gelungene Kunstwerk ist das Zeugnis und Ergebnis dieser Konstellation von Gesichtssinn, Bewusstsein und Tätigkeit, die nur der Künstler zu erbringen vermag.
Unsere Ausstellung ermöglicht einen notwendigerweise unvollständigen Einblick in frühe und frühere Phasen des reichen Lebenswerkes von Robert Mangold. Kombinationen, Schlaufen, Progress und Regress zeigen, dass dank sich selber und aus sich selber immer wieder neue Findungen resultieren, die zu neuen Werkkomplexen führen.
Eingebettet in ein stimulierendes Umfeld in den sechziger Jahren, was im nachhinein als die Gunst des historischen Augenblicks bezeichnet werden kann, ist der Beginn der künstlerischen Karriere. Aber Robert Mangold hat nie opportune Wege beschritten, sein Votum für die Malerei ist ein Votum gegen den Zeitgeist.
In die frühen Jahre fallen Unternehmungen, die bisweilen Untersuchungen gleichen, Tests am künstlerischen Gegenstand. Dessen Objektcharakter und Bezug zu fragmentierter Architektur wird aus einer sichtbaren, urbanen Wirklichkeit abgeleitet. Licht moduliert als Hell-Dunkel-Verlauf die Bildoberfläche. Auch der Veränderung der Bildwirkung durch die Veränderung der Bildgrösse wird beinahe systematisch nachgegangen. Eine formalistisch-reduktionistische Kunstauffassung interessiert Mangold wenig. «I’ve been more inclined to think about painting as a combination about surface-shape, rather than as object.» (R.M. Interview 1974) Die Verbindung von Bildfläche und Bildgestalt, nicht separierbar und trotzdem jeweils als zwei Komponenten des Bildgeschehens wirksam, ist augenfällig und für Mangold bis heute ein Leitthema. Von aussergewöhnlicher Tragweite ist die Einführung der Linie als gleichberechtigtes Element. Sie erlaubt eine Wechselbeziehung von Opposition und Balance, die die Wahrnehmung in irritierender Weise in Anspruch nimmt. Dazu tragen auch kaum sichtbare Abweichungen des Bildformats bei. Dass die Werke aus mehreren, aneinander gefügten Leinwänden bestehen können ist eine Option, auf die Mangold immer wieder zurückkommen wird.
Von Anfang an ist die Rolle der Farbe bedeutend. Sie wird vielfältig und kontrolliert eingesetzt. Bis Ende der siebziger Jahre ist die Farbigkeit zurückhaltend, opak und der Farbauftrag hinterlässt keine Spuren. Dann erweitert sich das Spektrum. Die Form des Bildchassis wird variiert und die Farbe, immer mit dem Roller aufgetragen, gerät beinahe dramatisch in Bewegung.
Schliesslich dominiert ein transparenter Farbauftrag in mehreren Schichten, der Farbveränderungen während des Malvorgangs zulässt. Letzterer bleibt für die Werkpräsenz unabdingbar.

Ausstellungshinweise:

12. Dezember 2008 – 1. März 2009
Ree Morton | Generali Foundation Wien (Katalog)

Künstlerfilm über Jerry Zeniuk
A Space Beyond Color
10. Februar 2009, 18.30 Uhr
Kunstmuseum Winterthur

Weiterhin:
Sol LeWitt:
A Wall Drawing Retrospective
Eine Zusammenarbeit zwischen Yale University Art Gallery, MASS MoCA, und dem Williams College Museum of Art