essential – The line Der Gebrauch der Linie.
Seit gut fünf Monaten dominiert Sol LeWitt’s Wand-Zeichnung «Wall Drawing 1180, 2005 10’000 black straight lines and 10’000 black not straight lines within a four-meter circle» (gezeichnet anfangs Mai von Nicolai Angelov) einen unserer hohen Ausstellungsräume, und dies wird noch für einige Zeit so bleiben. Die räumliche und die visuelle Präsenz und Intensität des Werkes ist geradezu physisch, auf jeden Fall aber sinnlich erfahrbar. Autor und Zeichner treten dabei vollständig in den Hintergrund. Die faktische Wucht der Wandarbeit verdankt sich einzig ihrer Beschaffenheit. Die sprachlich verfasste Anweisung von Sol LeWitt hat die Leistungsfähigkeit der Linie in ihr Recht gesetzt. Die Klarheit des künstlerischen Konzepts erzeugte eine überwältigende Unübersichtlichkeit.
Der kluge Interpret hat seine beiden Instrumente, die gerade und die ungerade Linie, so gehandhabt, dass ein feinmaschiges Liniengeflecht entstehen konnte, wobei die Zwischenräume auf ein Minimum reduziert sind. Denken, Sehen und Tun sind aber innerhalb des Kreises an jeder Stelle spürbare Gegenwart, trotzdem sind diese wichtigen Attribute nicht eigentlich einer Person zuzuordnen, auf eine bemerkenswerte Weise hat gleichsam eine Objektivierung stattgefunden.
Die exemplarische Selbstständigkeit der Linie als künstlerisches Gestaltungsmittel, die in diesem Werk offenbar ohne einen persönlichen, einen besonderen «Strich» auskommt (damit wäre diese wichtige Variante der Linie angesprochen), ist nunmehr Anstoss zu einer Ausstellung geworden, die die Linie als künstlerisches Ausdrucksmittel, oder aber als künstlerisches Motiv auf gänzlich undidaktische, spielerische und manchmal überraschende Weise veranschaulichen soll.
Einige Künstlernamen seien hier erwähnt: Robert Mangold, Giorgio Griffa, Agnes Martin, David Rabinowitch, Joseph Egan, Richard Tuttle, Donald Judd, Will Insley, Fred Sandback, James Bishop, Antonio Calderara.
Einige wenige historische Akzente komplettieren die Schau.
Rita McBride
Kestnergesellschaft Hannover , 17. Oktober 2015 bis 10. Januar 2016
Alexander and Bonin Gallery New York , 10. September bis 24. Oktober, 2015
16. November 2008 – 2033
Sol LeWitt –
A Wall Drawing Retrospective
Yale University Art Gallery and Williams College Museum of Art
Künstler der Galerie – Werke und Künstler in wechselnder Folge
8. Oktober bis 19. Dezember 2020
Richard Tuttle
AGNES MARTIN Religion of Love | RICHARD TUTTLE Illustration
Herausgeber: Estate of Agnes Martin Dream Tree Project, Inc. Richard Tuttle Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln
Sol LeWitt
Folds & Rips
Editiert und herausgegeben von Dieter Schwarz
Neues Online-Format: INSIGHT #2
Sol LeWitt (1928–2007)
A Wall Drawing Retrospective
Yale University Art Gallery and Williams College Museum of Art
16. November 2008 – 2033