Galeriebrief 5/2011

29. Oktober 2011 bis 21. Januar 2012

Jerry Zeniuk | Paintings 1976-2011

Jerry Zeniuk, amerikanischer Maler, 1945 geboren in Bradowick bei Lüneburg, Deutschland. 1950 übersiedelt die Familie in die Vereinigten Staaten und, nach einem Universitätsstudium in Boulder zieht Jerry Zeniuk 1969 nach New York, um in der Kunstmetropole zu leben und zu malen. Die Ernennung zum Professor für Malerei durch die Akademie der Bildenden Künste in München bringt eine weitere und schwerwiegende Zäsur, die es notwendig macht, ab 1992 in Deutschland Wohnsitz zu nehmen. Doch gibt es einige gute Gründe die diesen Schritt rechtfertigen. Dass ein Maler seine Einsichten, sein Wissen und seine Erfahrungen jüngeren Menschen zeigen kann hat sich als tragkräftige Motivation bewährt.

2011 zieht der Künstler, nach dem Rücktritt von seiner Lehrtätigkeit, in ein neues, grosses Atelier, immer in München, der Stadt also, die nur bedingt als seine Wahlheimat bezeichnet werden kann. Jedenfalls war und ist die Arbeitsstätte - Licht und Raum - für den Maler jener Ort, wo weitere solche Fragen sich erübrigen.

1977 beginnt die Zusammenarbeit mit der Annemarie Verna Galerie. Eine Ausstellung beinahe monochromer Malereien, braun, beige, präsentiert die Farbe als verhüllte Potentialität. Im selben Jahr sind Bilder des Malers an der Documenta 6 in Kassel zu sehen. Malerei, die den Prozess und die Bedingungen ihres Entstehens zeigt, sowie die Farbe und den Bildträger zum Anlass des Werkes und zu dessen Rechtfertigung erhebt, fungiert seit anfangs der 70er Jahre als Möglichkeit eines Wiedereintritts des Mediums in den Kunstdiskurs.

Jerry Zeniuk will mehr, er will Bilder malen, die nicht einen selbstbezüglichen, theoretisch fundierten Zirkelschluss abbilden. Gewiss, die Tätigkeit des Malers und die Reflexion seines Dialogs mit dem Material lassen das Bild erst zu sich selbst kommen. Doch für Jerry Zeniuk darf dies nicht zu Reduktion und Programm führen, also zu beinahe determinierten Ergebnissen. Die Farbe ist ihm Leitmotiv und stimulierender Energieträger. Immer mehr öffnen sich die Bilder nach 1980 zur Farbe und zur Farbigkeit hin. Während einigen Jahren entstehen Malereien, die eine fein verwobene Bildstruktur aufweisen. Eine Hell/Dunkel Thematik verändert in der Folge zunächst eher leise, später auf dramatische Weise die vorher gleichsam Ton in Ton abgeschatteten Bildflächen. Der Farbauftrag wird heftiger, zersplittert wirken die Formteile, die das Bildgeviert besetzen und meistens ist es das Spachtelmesser, das nun der Farbmaterie eine aktive Präsenz verleiht. Kompositorische Elemente, kaum kalkuliert, eher spontanes Ergebnis des Bildtumults charakterisieren die Findungen auf einprägsame Weise.

Seit einigen Jahren nun dominiert eine lockere, grosszügige Bildordnung, die eine Interaktion von zumeist runden Bildzellen ermöglicht. Es ist dies die produktive Vorgabe, um das Bildfeld dem Wechselspiel der Setzungen gemäss anzulegen. Was alles in diesen Werken geschieht und wo sich ganz Besonderes abspielt, dem muss der Betrachter sich durch seinen visuellen Eintritt in das Werk, mit dem er sich konfrontiert findet, nähern. Das Bild erschliesst sich also keineswegs als Ganzes auf einen Blick. Erst durch den Vorgang des Sehens, der das Bildgeschehen gleichsam ertastet und einen längeren Zeitrahmen beansprucht, eröffnen sich dem Betrachter die Vielfalt der Farbmomente und die Vibration der Zwischen-Räume.

Unsere Retrospektive umfasst Werke von 1976 bis 2011. Sie belegt den Reichtum und die Lebenskraft dieser Malerei, die einzig sich selbst genügen will.
Am Sonntag, dem 30.Oktober 2011 um 14.30 Uhr findet in der Galerie ein Gespräch über Malerei mit Jerry Zeniuk statt.

Hinweise

DVD «a space beyond colour», Jerry Zeniuk über Farbe, Kunst und Leben
(75 Min. Farbe)
Voranzeige: Jerry Zeniuk in der Staatsgalerie Moderne Kunst Augsburger Glaspalast Mai 2012

Vom 16. – 20.11. 2011 nimmt die Annemarie Verna Galerie an der neuen Spezialmesse «Works on Paper» an der Cologne Fine Art & Antiques teil.

Rita McBride | Public Sculpture
Mae West, Effnerplatz München | www.ritamcbride.net

16. November 2008 – 2033
Sol LeWitt
A Wall Drawing Retrospective

Yale University Art Gallery and Williams College Museum of Art