Ein Anlass, diese wichtige Arbeit in Zürich zu realisieren, ist die ideale architektonische Disposition der Galerie, ihre vier symmetrisch angelegten Räume. Zudem ist das Werk ein Hort vieler Themen und Formulierungen, die den Künstler seit den sechziger Jahren beschäftigen. Erkennbar wird, wo sie ihren Ursprung haben, wie sie verbunden, verschränkt, akkumuliert werden. Eine signifikante Einzelheit von «Aula di disegno», die das merkwürdige, in Klammern gesetzte «Happy Days» zu erklären vermag, ist aber sicher für Giulio Paolini zusätzlicher und ausschlaggebender Faktor gewesen, um eben diese Installation zum jetzigen Zeitpunkt in unseren Galerieräumen aufzubauen. Ein geheimnisvolles Détail eines «disegno» findet sich im Fokus der Installation. Es ist ein Ausschnitt aus einer kleinen Zeichnung von Sol LeWitt auf der Rückseite eines Postkartengrusses an Giulio «Happy Days in '06, Sol». Eine schöne, persönliche Grundierung, welche im Werkzusammenhang ihre anekdotische Konnotation verliert und auf vielen Ebenen aussagekräftig wird. Mit den «Paragraphs on Conceptual Art» hat Sol LeWitt 1967 klar und kurz gefasst neue Fundierungen künstlerischer Arbeit aufgezeigt. Die Konsequenzen und Auswirkungen dieser bahnbrechenden Strategien sind auch heute noch virulent, wenn auch leider oft in banalisierter Form. Während Sol LeWitt mit Traditionen bricht und einen Freiraum zur Entfaltung unvorhersehbarer neuer Formen und Wege öffnen will, initiiert Giulio Paolini ebenfalls eine subtile und präzise Art konzeptionellen Denkens und Arbeitens. Bis heute führt er sein gesamtes Schaffen auf «Disegno Geometrico» von 1960 zurück. Unverhohlen knüpft sein Ansatz an die grosse Tradition des «Disegno» an, die im lateinischen Kulturraum Ursprung und höchste Entfaltung gefunden hatte.
Zu erwähnen ist, dass Paolini 1973 und LeWitt 1975 erstmals mit einer Einzelausstellung in der Galerie Verna zu Gast waren. Eine Dreieckskonstellation, die von Freundschaft und gegenseitiger Wertschätzung geprägt ist.
Giorgio Vasari (1511-1574) preist «Disegno» als das «aktiv schöpferische Prinzip in den bildenden Künsten». Und «Disegno» bezeichnet eine Leitfunktion im Zusammenspiel der Künste. Der Vorrang der Zeichnung, «primato del disegno», prägte die Kunsttheorie Italiens seit der Renaissance. Nun ist aber Paolini keineswegs daran interessiert, sich diesen Theorien und Traktaten einfach anzuschliessen. Seine Leistung besteht darin, die Traditionen zu transformieren und als Aggregate für eine aktuelle Bildsprache zu nutzen, die ihre Relevanz an sorgfältig reflektierten Wertmasstäben zu messen vermag. Im Italienischen hat «Disegno» eine weitgefächerte Bedeutung: Zeichenkunst und Zeichnung, Entwurf, Plan und Idee. Durch das «Disegno» gewinnt das Erdachte seine Anschaulichkeit.
Die Aula, zu der die Galerie geworden ist hat aber keine belehrende Aufgabe. Denn nur Kunst lehrt Kunst. In ihrem Zentrum sind deshalb Werke von Paolini ausgebreitet, von 1969 bis 2009. Die Auffassung, dass Kunst sich immer auf Kunst bezieht, ebenso wie die folgende These, kann heute als bedenkenswerte Provokation empfunden werden. Notwendigerweise ist der Künstler eine Kunstfigur und sein Name lediglich ein Wiederhall im Echoraum des Kunstsystems. Identität erlangt er einzig durch das, was er mit seinen Erfindungen einzubringen vermag.
Installation view
Raum 4
Installation view
Raum 1
Installation view
Raum 1
Installation view
Raum 1
Installation view
Raum 1
Installation view
Raum 2-1
Installation view
Raum 2
Installation view
Raum3-2-1
Installation view
Raum 3
Installation view
Raum 4
Installation view
Büro
Installation view
Büro
Studio per «Aula di disegno»
2005
30 x 42 cm
Tinte und Collage auf Millimeterpapier
Studio per «Aula di disegno»
2005
30 x 42 cm
Tinte und Collage auf Millimeterpapier
Studio per «Aula di disegno»
2005
30 x 42 cm
Tinte und Collage auf Millimeterpapier
Senza titolo
(dalle Œuvres Complètes)
1994
70 x 100 cm
Farbstift und Collage auf Papier
Senza titolo
(dalle Œuvres Complètes)
1994
70 x 100 cm
Farbstift und Collage auf Papier
Il Disegno in persona
1998
125 x 125 cm
Bleistift auf Papier, gerahmt mit einem schwarzen Passepartout, gerahmt mit einem fotografischen Passepartout, Collage auf der Wand
Prologo
1993
50 x 70 cm
Farbstift, Bleistift und Collage auf Papier
L’ombra del vuoto
2009
80 x 80 cm
Collage auf Papier
L’ombra del vuoto
2009
80 x 80 cm
Collage auf Papier
Il rosso e il nero
2006
50 x 70 cm
Farbstift, Bleistift und Collage auf Papier
Da «Lezione di pittura»
2009
40 x 30 cm
vergoldeter Rahmen, Bleistift und Collage auf Papier und auf der Wand
Senza titolo
2008 -2009
50 x 50 cm
Bleistift und Collage auf Papier und Plexiglas
Passe-partout
2005
60 x 80 cm
Farbstift und Bleistift auf fotografischer Reproduktion
Quadri di un’esposizione
2002
60 x 80 cm
Bleistift und Collage auf Papier
Ennesima (Appunti per la descrizione di dodici disegni datati 1975-88)
1988
Fotoprints, 12-teilig,
je: 32 x 23 cm
Ennesima (Appunti per la descrizione di dodici disegni datati 1975-88)
1988
Fotoprints, 12-teilig,
je: 32 x 23 cm
Detail
Ennesima (Appunti per la descrizione di dodici disegni datati 1975-88)
1988
Fotoprints, 12-teilig,
je: 32 x 23 cm
Detail
Ennesima (Appunti per la descrizione di dodici disegni datati 1975-88)
1988
Fotoprints, 12-teilig,
je: 32 x 23 cm
Detail
Da «Vedo (La decifrazione del mio campo visivo)»
1969
75 x 75 cm
Fotografie und Bleistift auf Papier
Studio per «Dopo tutto»
2009
50 x 70 cm
Fotografie, Farbstift und Collage auf Papier
Studio per
«Immacolata Concezione»
2008
70 x 50 cm
Bleistift und Collage auf Papier
L’asse di squilibrio
1994 -2009
70 x 100 cm
Farbstift, Bleistift und Collage auf Papier und Plexiglas
Senza titolo
(Studio per Autoritratto)
2008 -2009
64 x 48 cm
Farbstift, Bleistift und Collage auf Papier
Senza titolo
(della serie dei «Disegni»)
1964
Dimensionen variabel
Papier auf Plexiglaskubus
Senza titolo
(della serie dei «Disegni»)
1964
Dimensionen variabel
Papier auf Plexiglaskubus
Senza titolo
(della serie dei «Disegni»)
1964
Dimensionen variabel
Papier auf Plexiglaskubus
Senza titolo
(della serie dei «Disegni»)
1964
Dimensionen variabel
Papier auf Plexiglaskubus
Senza titolo
(della serie dei «Disegni»)
1964
Dimensionen variabel
Papier auf Plexiglaskubus
Senza titolo
(della serie dei «Disegni»)
1964
Dimensionen variabel
Papier auf Plexiglaskubus
Senza titolo
1998 - 2009
70 x 100 cm
Bleistift und Collage auf Papier und auf der Wand
Niente e subito
2006
120 x 40 x 40 cm
Plexiglassockel, Zeichenpapier, schwarzer Bleistift
Ed. 4 von 6
Niente e subito
2006
120 x 40 x 40 cm
Plexiglassockel, Zeichenpapier, schwarzer Bleistift
Ed. 4 von 6
Niente e subito
2006
120 x 40 x 40 cm
Plexiglassockel, Zeichenpapier, schwarzer Bleistift
Ed. 4 von 6
Niente e subito
2006
120 x 40 x 40 cm
Plexiglassockel, Zeichenpapier, schwarzer Bleistift
Ed. 4 von 6
Senza titolo
1998 - 2009
70 x 100 cm
Collage auf Papier und Plexiglas
Aula di disegno
(Happy Days)
2006
Dimensionen variabel
Fotografie, Digitalprint, Plexiglasplatte, schwarzer Bleistift, Bleistift und Collage auf der Wand
Aula di disegno
(Happy Days)
2006
Dimensionen variabel
Fotografie, Digitalprint, Plexiglasplatte, schwarzer Bleistift, Bleistift und Collage auf der Wand
Aula di disegno
(Happy Days)
2006
Dimensionen variabel
Fotografie, Digitalprint, Plexiglasplatte, schwarzer Bleistift, Bleistift und Collage auf der Wand
Aula di disegno
(Happy Days)
2006
Dimensionen variabel
Fotografie, Digitalprint, Plexiglasplatte, schwarzer Bleistift, Bleistift und Collage auf der Wand
Richard Tuttle
50 Years of Collaboration
25. September bis 30. November 2024
Glen Rubsamen
The Petrified Forest
Herausgeber: Glen Rubsamen
INSIGHT #3 beleuchtet das zeichnerische Werk von Fred Sandback anhand von drei Beispielen aus den Jahren 1974 und 1982.
Rita McBride, Momentum,
Dia Beacon, Beacon, NY
1. Juli 2023 bis Januar 2025
Ree Morton with Natalie Häusler,
To Each Concrete Man, Kunstmuseum Bochum
11. Oktober 2024 bis 23. Februar 2025
Sol LeWitt (1928–2007)
A Wall Drawing Retrospective
Yale University Art Gallery and Williams College Museum of Art
16. November 2008 – 2033